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Best Practice Prozesse – auf die Köche kommt es an

Von Gast-Blogger Bernd Ruffing, Managementberater & Prozessmaler.

Haben Sie auch schon einmal folgende Situation, oder was Ähnliches erlebt? Mir passiert es immer wieder. Wir sind im Sommer auf eine Grillparty eingeladen. Jeder bringt was mit. Die Frauen richten leckere Salate und andere Köstlichkeiten. Und irgendwann passiert es: „Oh, der Salat (oder Kuchen, Dip etc.) ist ja so lecker. Wie hast du den gemacht? Ich brauch unbedingt das Rezept!“. Und der Funke fliegt direkt über, jede Frau braucht jetzt das Rezept.

Gesagt, getan. Die Rezepte werden ausgetauscht, und irgendwann macht sich dann meine Frau ans Werk, um die Leckerei ebenfalls zu kochen. Und manchmal passiert es dann, dass wir beim Essen alle erschreckt feststellen: „Schmeckt ja irgendwie anders“. Aber wie kann das sein? Das Rezept wurde doch genauestens befolgt! Ich glaube die Antwort ist recht einfach: Es kommt halt auch auf die Köchin an, eine Prise Salz ist eben nicht gleich einer Prise Salz, und in jedem Rezept steckt auch irgendwie eine gewisse Interpretationsfreiheit. Mal ganz abgesehen, dass jeder Backofen und Herd ebenfalls seine Eigenheiten hat.

Best Practices der Unternehmensprozesse

Ähnliches stellt man ab und an auch in Unternehmen fest. Es soll was Neues her, und bevor man selbst was auf die Beine stellt, kopiert man erstmal von anderen. Aber nicht von jedermann, nein, es muss schon die Kopie von den Besten sein. Im Fall der Unternehmensprozesse nennt man das dann Best Practice Prozesse: eine Sammlung (oft Framework genannt) von Abläufen, wie sie in vielen anderen Unternehmen erfolgreich ablaufen. Und ähnlich wie beim obigen Beispiel mit den Rezepten machen die Unternehmen genau das Gleiche, erhalten aber irgendwie nicht die gleichen Ergebnisse. Und wundern sich.

Die Wahrheit: Unternehmensprozesse nur als Wegweiser

Die Wahrheit ist, dass es einfach nicht funktionieren kann. Denn jedes Unternehmen ist anders. Jeder hat seine eigene Strategie, seine eigenen Ziele, eigene Abläufe, Hilfsmittel, Tools, und vor allem: Mitarbeiter. Und die sind sowieso so individuell, dass man sie nicht über einen Kamm scheren kann. Und eigentlich sollen diese Unternehmensprozesse auch gar nicht kopiert werden. Sie dienen lediglich als Anhaltspunkte, die auf einer groben Ebene die Richtung vorgeben, und dazu Anwendungsbeispiele geben. Nutzt man Best Practices so, also indem man sie als Orientierungshilfen an die Hand nimmt, sie aber an den entsprechenden Stellen anpasst, dann kann man hier mit erfolgreich neue Abläufe gestalten. Ansonsten ist man doch enttäuscht, weil der eigene Salat einfach nicht so gut schmeckt.

Ein Aspekt möchte ich am Ende noch hinzufügen: Stellen Sie sich mal vor, bei Ihrer nächsten Feier schmecken alle Salate gleich. Wäre doch auch langweilig. Im Wettbewerbskampf würde das für Unternehmen auch bedeuten, dass sie sich nicht unterscheiden können. Heutzutage nicht mehr zu empfehlen!

Fazit: Bitte nicht kopieren!

Best Practice Prozesse können Anhaltspunkte bieten, um die eigenen Prozesse zu gestalten, sollten aber niemals komplett kopiert werden. Im Zweifelsfall ist die eigene individuelle Lösung immer zu bevorzugen.

Mehr über BPM aus der Praxis finden Sie auch auf meinem Blog Prozessmaler. Viel Spaß beim Durchstöbern!

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