Von Gast-Blogger Bernd Ruffing, Managementberater & Prozessmaler.
In der Februarausgabe von Markt und Mittelstand habe ich einen interessanten Artikel entdeckt. In dem Beitrag „Wunsch nach mehr Freizeit“ wird erläutert, wie Unternehmer sich zwar nach mehr Zeit für Familie und Privatleben sehnen, es aber in der Realität nur selten wirklich schaffen, das umzusetzen.
Der Bericht nennt vor allem drei Maßnahmen, mit denen die Unternehmer versuchen, mehr Balance in Beruf und Privatleben zu bringen:
1. Nur 20 Prozent denken, dass private Ziele auch für mehr eigene Zeit sorgen.
2. 55 Prozent versuchen es mit Sport- und körperlicher Fitness. Das dies ein tolles Mittel ist, um Geist und Körper mit der notwendigen Energie zu versorgen, will ich gar nicht bestreiten. Aufgaben können damit sicher produktiver erledigt werden, was ich auch selbst bestätigen kann. Aber wie durch Sport tatsächlich mehr Zeit für Familie & Co herausspringen soll, bleibt mir erstmal schleierhaft. Ich würde sogar das Gegenteil vermuten, da der Sportanteil in der Regel vom Privatzeitkonto abgeht und nicht von der Arbeitszeit.
3. Ganze 59 Prozent versuchen, Aufgaben zu delegieren.
Dieser Punkt erregt natürlich meine Aufmerksamkeit. Denn mich würde an dieser Stelle wirklich mal interessieren, wie die Befragten das tun. Jemanden einfach zu sagen, was er tun soll, kann nämlich viele verschiedene Folgen haben, auch die ein oder andere nicht erwünschte:
Prozessmanagement zielt darauf ab, genau zu definieren und zu dokumentieren, wer wann was macht und wie. Durch die zugrundeliegende Strategie können dabei auch Verantwortlichkeiten klar festgelegt werden, immer unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen und Wechselwirkungen. Das kann man quasi als „dauerhaftes Delegieren“ bezeichnen. So muss man nicht jedes Mal aufs Neue die Aufgaben verteilen, sondern regelt dies einmalig. Über entsprechende Klassifizierungen von Prozessen kann der Unternehmer auch gut identifizieren, welche Abläufe denn gut zum Delegieren geeignet sind. Und derjenige, der sie erledigen soll, hat immer eine passende Beschreibung, an der er sich entlang arbeiten kann. Ein Win-Win für Unternehmer und Arbeitnehmer.
Prozessmanagement bietet Unternehmern gute Möglichkeiten, sich selbst Zeit frei zu schaufeln. Die dauerhafte Delegation von Aufgaben und Verantwortlichkeiten durch eine Organisation der Prozesse ist nur ein Beispiel dafür. Ein weiterer Wunsch der Unternehmer, der in diesem Artikel auch erwähnt wird, lässt sich damit übrigens auch recht einfach erfüllen: „…Komplexität und Mehrbelastung aus dem Job nehmen“. Ja, ich sag es ja immer wieder. Prozessmanagement ist eine Allzweckwaffe.